Pilzbefall an der Förster-Claus-Eiche

Pilzbefall an der Förster-Claus-Eiche

Etwa dreihundertfünfzig Jahre ist sie nun alt, die Förster-Claus-Eiche, und weist den stattlichen Umfang von ca. 5,50 Meter auf. Doch kürzlich ist besorgten Wanderern ein wuchtiger, rot-gelblicher Pilzfruchtkörper an ihrem stolzen Stamm aufgefallen. Sie kontaktierten daher das Forstrevier Klausen mit der Bitte um eine Bewertung – wie gefährlich ist dieser Pilz? Welchen Einfluss hat er auf die Vitalität und den Fortbestand der Eiche? Welche Maßnahmen müssen gegebenenfalls aus Aspekten der Sicherheit ergriffen werden?

Nach Sichtung des Pilzes stellte sich heraus, dass es sich um einen Schwefelporling, den laetiporus sulphureus, handelt. Die von Juli bis Oktober sichtbaren Fruchtkörper sind auffallend gelb bis rötlich und wachsen zu mehreren dachziegelartig übereinander direkt am Baumstamm. Im Jungstadium ist sein Fleisch essbar (allerdings nicht roh!!!) und sein Geschmack erinnert an Hühnchen – weshalb er im Englischen auch als „Chicken of the Woods“ bezeichnet wird.

Durch Verletzungen an der Rinde, den Wurzeln oder an Aststummeln treten die Pilzsporen in den Baum ein. Sein Myzel wächst hauptsächlich im Kernholz und beginnt langsam, dieses zu zersetzen. Der Schwefelporling baut nämlich den Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände- die flexible Zellulose- ab, bis nur noch das Lignin, der harte, spröde, braune Bestandteil des Holzes, übrigbleibt. Diese sogenannte Braunfäule bewirkt, dass sich das Holz braunrot verfärbt und zu einer trockenen Masse zerfällt, die man im Spätstadium der Zersetzung leicht mit den Fingern zerbröseln kann.

Da der Pilz aber nicht, beziehungsweise erst sehr spät, auch in das lebensnotwendige Splintholz eindringt, merkt man einem vitalen Baum den Befall oft nicht an; auch „ausgehöhlt“ kann er noch viele Jahre weiterleben. Dennoch verringert sich die Stabilität und Standkraft des Baumes. Insbesondere, wenn die Fäule bis in die Kronenäste dringt, können erhebliche Gefahren entstehen, etwa, wenn Äste absterben und als Totholz bei heftigem Wind herunterfallen.

Was also ist nun zu tun? Eine Fällung dieses imposanten Baumriesen unseres Waldes ist zum Glück nicht notwendig. Aufpassen sollte man dennoch gut: zur eigenen Sicherheit sollte der Baum möglichst gemieden oder nur mit einem angemessenen Sicherheitsabstand besichtigt werden. Von der Errichtung eines öffentlichen Besuchsortes mit Ruhebänken oder Infotafeln muss abgesehen werden.

So kann gewährleistet werden, dass diese eindrucksvolle Eiche ungestört noch viele weitere hundert Jahre wachsen und gedeihen kann, ohne eine größere Gefahr für ihre Bewunderer darzustellen.

     

Text und Bilder: Andrea Hees, Laura Weinert