Nachhaltig Weihnachten feiern - geht das?

Im Zuge der aktuellen Klimadiskussionen wird in der winterlichen Jahreszeit besonders das Thema Weihachten zu einem kritischen Thema. Sind Weihnachtsbäume überhaupt noch zu verantworten? Lohnt sich nicht viel eher ein Plastikbaum, welcher viele Jahre lang verwendet werden kann? Wie nachhaltig ist eigentlich mein Weihnachtsschmuck? Woher kommt die Weihnachtsgans? Wäre es nicht sinnvoller, dieses Jahr auf ein Tier zum Fest zu verzichten? Zwar sollten Einschränkungen der Traditionen zum Jahresende nicht komplett die weihnachtliche Stimmung kaputt machen, jedoch lohnt es sich, bei dem einen oder anderen Thema genauer hinzuschauen.

Der Kern der Diskussion ist oft der Weihnachtsbaum – der Hingucker an Heiligabend. Für viele ist ein Verzicht nicht vorstellbar. Doch es gibt Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, auch mit dem schönen Tannengrün. Denn Weihnachtsbäume an sich sind klimaneutral. Der Anbau von Weihnachtsbaumkulturen funktioniert wie bei jeder anderen Pflanze auch. Es werden Samen in Baumschulen zu kleinen Pflänzchen herangezüchtet, an die Weihnachtsbaumkulturen verkauft und dort wachsen diese zu den Endergebnissen heran. Beim Heranwachsen der Bäume wird durch die Photosynthese Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre gespeichert und zu Sauersoff umgewandelt. Der Baum produziert frische Luft. Nach dem Weihnachtsfest wird der Baum wieder entsorgt und das gespeicherte Kohlenstoffdioxid wieder freigesetzt.  Hinzukommt, dass Weihnachtsbaumkulturen oft nach jeder Generation wieder aufgeforstet werden. Sobald eine Fläche frei geworden ist, werden neue Bäume gepflanzt und der Kreislauf beginnt von vorne.

In Forstrevieren dienen oft Sonderflächen unter Strom- und Leitungstrassen für den Weihnachtsbaumanbau. Auf diesen Flächen kann kein Wald entstehen, da die Bäume sonst zu hoch wachsen und die Trassen beeinträchtigen würden. Viele Weihnachtsbaumkulturen entstehen auf ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen, welche aufgrund der Bodenqualität und weiterer Faktoren nicht als Waldfläche dienen. Auf diese Weise werden eigentlich waldfreie Flächen mit Bäumen bestückt und erfüllen somit eine wichtige Funktion für das Klima.

Für einen nachhaltigen Weihnachtsbaum gibt es allerdings noch weitere Aspekte, auf die Normalverbraucher achten können. Angefangen bei den Samen gibt es Organisationen, welche sich um faire Arbeitsbedingungen bei der Samenernte einsetzen. Die beliebteste Weihnachtsbaumart in Deutschland ist die Nordmannstanne. Samen dürfen nur aus zertifizierten Beständen gewonnen werden. Hierbei stammen die meisten aus dem Kaukasus. Organisationen wie „Fair Trees“ setzen sich dafür ein, dass die Bezahlung und Arbeitsbedingungen der dort Pflückenden fair ausgehandelt wurden.

Während der Aufzucht der Samen und später der kleinen Bäumchen sollte darauf geachtet werden, dass die Kulturen unter einem Bio, Bioland, Naturland, FSC oder PEFC Gütesiegel stehen. Diese Siegel garantieren eine Herbizid-Freie Kultivierung und sind somit nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit, wenn der Baum später im Wohnzimmer aufgestellt wird.

Beim späteren Weihnachtsbaumkauf ist unterstützenswert, dass die Betriebe aus der Region stammen. Hierbei lohnt es sich, bei regionalen Forstbetrieben nachzufragen. Oft gibt es einen eigenen Weihnachtsbaumverkauf oder Kunden dürfen sich die Bäume selber schlagen. Auf diese Weise werden weite Transportkosten eingespart und die örtliche Wirtschaft unterstützt. In dieser Hinsicht hat sich in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung aufgezeigt. Bis vor etwa zehn Jahren stammten rund ein Viertel der 29 Millionen deutschen Weihnachtsbäume aus dem Ausland. Inzwischen werden zwei Drittel in Kulturen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und dem Sauerland aufgezogen. Wer es noch regionaler haben möchte, sollte auf die Baumart achten. Während die Nordmannstanne aus dem Kaukasus stammt, sind viele Fichten, Kiefern und Tannen bei uns in Deutschland heimisch.

Es gibt jedoch auch Alternativen zu dem klassischen Weihnachtsbaum. Viele steigen auf einen Plastikbaum um mit dem Argument, dieser wäre günstiger und könne viele Jahre lang verwendet werden. Jedoch wird hierbei oft die Produktion übersehen. Bei der Herstellung, dem Transport oft von Übersee und der späteren Entsorgung eines Plastikweihnachtsbaumes entstehen rund 48kg Kohlenstoffdioxid. Um mit einem natürlichen Weihnachtsbaum mithalten zu können, müsste dieser Baum mindestens 17 Jahre lang jedes Weihnachten aufgestellt werden. In der Realität funktioniert das leider nicht immer. Nach einigen Jahren wird das jährliche Abstauben zu mühsam oder der Baum gefällt schlichtweg nicht mehr. In diesem Fall hat der natürliche Weihnachtsbaum eindeutig die Nase vorn.

Eine weitere Alternative zu den abgeholzten Weihnachtsbaum ist ein gemieteter Baum im Blumentopf. Dieser wird mitsamt dem Wurzelwerk ins Wohnzimmer gestellt, muss regelmäßig gegossen werden und wird nach der Weihnachtszeit wieder eingepflanzt. Viele übersehen hierbei jedoch die Schwierigkeiten, die entstehen. Durch die wechselnden Temperaturunterschiede vom frostigen Wald zum warmen Wohnzimmer haben die Bäume im  Topf oft nur eine Überlebenschance von 50%. Es gehört viel Aufwand dazu, den Baum langsam an die neue Umgebung zu gewöhnen und später diese Umgewöhnung wieder rückgängig zu machen.

Doch nach der langwierigen Entscheidung über den richtigen Baum, kann das Weihnachtsfest kommen. Am besten mit nachhaltigem Baumschmuck wie Strohsternen und -engeln, Origami-Papierschmuck, Salzgebäck und natürlich dem alt bewährten Schmuck von der Großmutter. LED Lichterketten mit Zeitschaltuhr sparen Strom und gleichzeitig das Portmonee, Bienenwachkerzen werden ohne Paraffin hergestellt und schonen die Umwelt. Auch unter dem Baum können Geschenke liegen, welche nicht innerhalb der nächsten Wochen wieder im Müll landen. Warum nicht mal Zeit verschenken? Ein Zugticket für den nächsten Urlaub oder einen Gutschein für einen Carsharing Ausflug. Soll es dennoch etwas Materielles sein, sind langlebige Haushaltsgeräte sowie Gutscheine oder Produkte aus dem regionalen Einzelhandel eine hervorragende Alternative. Landkarten, Stoffreste, Dose und Zeitungen dienen dabei hervorragend als recyceltes Geschenkpapier.

Nach dem Fest geht es an die Entsorgung. Erst durch eine ordnungsgemäße Entsorgung entsteht die gute Klimabilanz eines klassischen Weihnachtsbaumes. Voraussetzung für jegliche Entsorgungsvarianten ist das vollständige Abschmücken des Baumes. Danach kann der Baum in Zoos oder Tierparks als Winterfutter dienen, in Grünschnittsammelstellen abgegeben und kompostiert werden, als Brennholz im eigenen Kamin verheizt, gehäckselt als Brennmaterial genutzt, in Biomassekraftwerken verwertet oder als Kälteschutz im Garten auf die Beete gelegt werden. Zur Unterstützung bieten viele Stadtreinigungsdienste einen Abholservice an. An festgelegten Terminen werden die Bäume eingesammelt und weiterverwertet. Hierüber informieren die örtlichen Einrichtungen über ihre Internetseiten. Den Baum wieder im Wald abzustellen ist jedoch untersagt. Dort verrottet dieser nur sehr langsam und zählt unter die Abfallentsorgung.

Quellen:

https://taspo.de/gruene-branche/positive-co2-bilanz-natur-weihnachtsbaeume-klimaneutral/
https://taspo.de/gruene-branche/faire-weihnachtsbaeume-nachfrage-ist-vorhanden/
https://taspo.de/gruene-branche/umfrage-mehr-weihnachtsbaeume-aber-auch-mehr-aus-plastik/
https://www.presseportal.de/pm/135563/4404303
https://utopia.de/ratgeber/weihnachtsbaum-alternativen-bio-oeko-regional/
https://archiv.berliner-zeitung.de/wirtschaft/trend-oeko-christbaum-weihnachtsbaeume-von-gluecklichen-tannen-sind-gefragt-28956580
https://energie.themendesk.net/nachhaltiges-schenken-macht-spass-und-kann-auch-exquisit-sein/
https://www.klimaktiv.de/de/244/
https://www.art-trier.de/eo/cms?_bereich=artikel&_aktion=detail&idartikel=226372
https://www.entsorgo.de/entsorgung-weihnachtsbaum/