Eichenprozessionsspinner

Eichenprozessionsspinner (kurz EPS) sind Nachtfalter, welche zwischen Ende Juli und Anfang September fliegen. Die Lebensdauert der Falter beträgt lediglich weniger Tage. Besser bekannt sind EPS durch ihre Raupen. Pro Weibchen werden ca. 150 Eier im oberen Kronenbereich von bevorzugt Eichen abgelegt. Die Eier überwintern und schlüpfen zwischen Anfang April und Anfang Mai. Darauf folgen sechs Larvenstadien, wobei sich ab dem dritten Larvenstadium, also etwa 30 Tage nach dem Schlüpfen, die für den Menschen gesundheitsschädlichen Härchen ausbilden. Anschließend beginnt der Fortpflanzungskreislauf erneut.

Ihren Namen erhalten EPS durch ihr Fraß Verhalten. Nachts wandern die Raupen in großen Familienverbänden die Äste und den Baumstamm entlang, um frische ausgetriebene Blätter zu verzehren – daher die Bezeichnung der Prozession.  Bevorzugt leben die Tiere in warm-trockenen Regionen. Durch die klimatische Entwicklung in den vergangenen Jahren waren die Bedingungen für EPS zuträglich und führte zu einer Massenhaften Verbreitung dieser.

Zu erkennen sind die Raupen an ihren Nestern und Gespinsten an Astgabeln und am Baumstamm (siehe Bild).

Zu den natürlichen Feinden des EPS gehören Fledermäuse und viele Vogelarten. Allerdings zählt zu deren Beutespektrum lediglich der ausgewachsene Falter. Die Raupen werden von einigen räuberischen Käfern, sowie dem Kuckuck verzehrt. Zudem gibt es parasitäre Feinde der EPS Raupen.

In den vergangenen 200 Jahren gab es immer wieder massenhafte Vermehrungen des EPS. Besonders mildes Wetter in den Frühjahrsmonaten sowie im Spätsommer war dabei zuträglich. Die warmen und trockenen Temperaturen in den vergangenen Jahren haben dazu geführt, dass auch in Deutschland für den EPS angenehme klimatische Bedingungen herrschen. Hinzukommt, dass die Bäume durch die Trockenheit stressanfälliger geworden sind und Schädlinge schlechter abwehren können, als zuvor.

Zusammenfassend gilt also, dass eine Massenausbreitung des EPS kein neues Phänomen ist. Durch verschiedene Faktoren kam es immer wieder zu einem Anstieg und einem Rückgang der Populationen. Natürliche Gegenspieler entwickeln sich immer zeitversetzt als Reaktion auf eine stärkere Ausbreitung des EPS. Aktuell kann demnach noch nicht viel dazu gesagt werden, welche Rolle diese Faktoren in Zukunft spielen werden.

Sicher ist jedoch, dass aktuell die Bedingungen für die Entwicklung des EPS gut sind und diese zu Schäden im Wald und in der Gesellschaft führen. Zu den Schäden im Wald gehört Kahlfraß der Blätter und führt im schlimmsten Fall zu einem Absterben der Bäume. Jedoch hat bislang der EPS nicht zu einem flächigen Absterben von Eichenwäldern geführt. Diese Auswirkung hat folglich nicht oberste Priorität.

Anders sieht es bei den gesundheitlichen Schäden aus. Die Raupen des EPS bilden sogenannte Brennhaare, welche ein Eiweißgift beinhalten. Bei Berührung lösen sich die Haare und werden vom Wind weitergetragen. Bei Berührung mit der Haut löst das enthaltene Eiweißgift allergische Reaktionen aus und bei Einatmen können schwere Atembeschwerden auftreten. Eine Behandlung gibt es nicht, es können lediglich die Symptome gelindert werden. Auch viele Jahre nach dem Befall geht von den Brennhaaren noch eine gesundheitliche Gefahr aus.

Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Maßnahmen. Die grundlegendste ist der physische Abstand von den Gespinsten. Es ist folglich dringend davon abzuraten, sich in die Nähe der EPS Gespinste zu begeben und diese zu berühren. Sind Gespinste bekannt, wird durch Schilder und kurzzeitige Sperrungen von beispielsweise Waldwegen für die Sicherheit der Gesundheit gesorgt.

Eine weitere Maßnahme ist das Absaugen und Einsammeln der Gespinste. Dies geschieht beispielsweise durch Forstwirte oder Gemeindearbeiter mit einer Schutzausrüstung und einem speziellen Staubsauger. Dadurch werden alle Brennhaare entfernt und von ihnen geht auch in Zukunft keine Gefahr mehr aus. Nachteil an dieser Methode ist jedoch, dass von der Entfernung der Gespinste immer ein gesundheitliches Risiko für die jeweiligen Personen darstellt. Hinzu kommt, dass sich Gespinste oft hoch in den Baumkronen befinden und nur schwer zu erreichen sind. Oft müssen aufwendige Hilfsmittel hinzugezogen werden, welche das Vorhaben zeit- und kostspielig machen.

Die dritte Mögliche Maßnahme ist der Einsatz von Insektiziden. Ein Nachteil dieser Mittel ist, dass eine punktuelle Anwendung kaum möglich ist und es so zu weitreichenden Umweltschäden kommen kann. Hinzukommt, dass die Brennhaare auch nach dem Einsatz der Insektizide noch gesundheitsschädlich sind.

Eines dieser Mittel trägt den Namen „Dipel ES“. Es beinhaltete den Wirkstoff „Bacillus thuringiensis kurstaki“, ist ein Fraßgift und wirkt über den Darmtrakt der Tiere. Ein Nachteil ist, dass es ESP ebenso wie andere Schmetterlingsraupen bekämpft. Die natürliche Regulation einer Massenvermehrung ist dadurch gestört ebenso das natürliche Gleichgewicht von Populationsschwankungen. Insektenfresser sind ebenfalls indirekt betroffen und auch andere Lebewesen sowie Pflanzen können Schäden von dem Einsatz von Insektiziden davontragen. Auch für den Menschen sind Insektizide zu einem gewissen Umfang giftig, reizend oder allergieauslösend.

Zur akuten Bekämpfung der Gespinste im Forstrevier Klausen wird an bestimmten Bäumen im Siedlungsbereich der Stoff „Dipel ES“ eingesetzt. Dieser ist in die EU - Wirkstoffliste für Pflanzenschutzmittel aufgenommen und darf zu Zwecken des Gesundheitsschutzes im Boden wie aus der Luft eingesetzt werden. Er gilt als der selektivster aller geeigneten Insektizide. Im Wald werden keine Insektizide angewendet.

  

Quellen:
https://img.welt.de/img/wissenschaft/mobile102051153/3632501347-ci102l-w1024/E-Spinner4-DW-Wissenschaft-Darmstadt-jpg.jpg
Naturschutzbund Deutschland (2013): Eichenprozessionsspinner. Berlin https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wald/130506-nabu-hintergrundpapier-eichenprozessionsspinner-2.pdf
https://i.ebayimg.com/images/g/JLkAAMXQOT5Q9UiM/s-l300.jpg